Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Region Hannover e. V.

Vorher/Nachher-Vergleich Radweg Thönse-Engensen © ADFC

Vorrangnetz für den Alltagsradverkehr kommt gut voran

Das Vorrangnetz für den Alltagsradverkehr in der Region Hannover kommt gut voran:

- 49 Ortsdurchfahrten verbessert, elf Radwege neu- oder ausgebaut

- Weitere 250 Vorhaben bis 2024 geplant

Das vor einigen Jahren in der Region beschlossene „Vorrangnetz für den Alltagsradverkehr“ soll auf einer Gesamtlänge von 800 Kilometern die zentralen Orte der Städte und Gemeinden erschließen und dem überörtlichen Alltagsradverkehr ganzjährig nutzbare, direkte und sichere Verbindungen anbieten. Das beinhaltet nicht nur die Festlegung von Strecken, sondern auch von Standards hinsichtlich Radwegebreiten

49 Ortsdurchfahrten verbessert, elf Radwege neu- oder ausgebaut

In der ersten Ausbaustufe – gefördert vom Bundesumweltministerium und gestartet 2017 – ging es hauptsächlich um Maßnahmen in Ortsdurchfahrten. Während außerorts nur einseitig Radwege vorhanden sind, muss der Radverkehr innerorts in beiden Fahrtrichtungen sicher geführt werden. Dafür wurden an Ortseingängen Querungshilfen gebaut und innerorts rot markierte Schutzstreifen angelegt. Wo die Straßenbreite für beidseitige Schutzstreifen nicht ausreichte, wurden in der anderen Fahrtrichtung Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn aufgebracht, um deutlich zu machen, dass der Radverkehr dort hingehört. Die mit diesem Förderantrag geplanten Maßnahmen sind nun größtenteils abgeschlossen, die Ergebnisse hat wohl jeder schon irgendwo gesehen.

In einem zweiten Schritt waren ab 2018 elf Radwegeneu- oder -ausbauten geplant. Drei wurden bereits fertiggestellt, vier befinden sich derzeit im Bau und drei weitere sollen noch 2021 fertig werden.  

Weitere 250 Vorhaben bis 2024 geplant

Im August 2020 hat die Region Hannover die bis 2024 geplanten Baumaßnahmen vorgestellt und man kann feststellen: Jetzt geht es richtig los. Während für die bisherigen Maßnahmen (49 Ortsdurchfahrten und 10 Radwege) etwa 8,5 Millionen Euro ausgegeben wurden, umfasst die neue Prioritätenliste über 250 Vorhaben mit einem Gesamtkostenvolumen von rund 143 Millionen Euro. Geplant ist die Sanierung weiterer Ortsdurchfahrten, aber vor allen Dingen der Aus- und Neubau von Radwegen an Kreisstraßen. Solche Beträge kann die Region natürlich nicht alleine stemmen, für die geplanten Maßnahmen werden daher weiterhin Fördermittel aus den unterschiedlichsten Quellen benötigt. Fördergelder gibt es aber zum Teil nur für Modellvorhaben, entsprechend ist es der Kreativität der Planenden zu verdanken, wenn aus solchen Töpfen Gelder akquiriert werden können.  Als Beispiel sei hier das Modellprojekt „Beleuchtete Außerortsradwege“ genannt, bei dem Versuche mit aufgehelltem oder fluoreszierendem Asphalt, LED-Markern und reflektierenden Randstreifen unternommen werden sollen.

Geht das alles schnell genug?

Natürlich würden wir uns wünschen, dass das Vorrangnetz – schwupps – jetzt sofort und komplett fertig gestellt wäre, viel zu lange warten wir ja schon darauf, dass dem Radverkehr adäquater Raum geschaffen wird. Aber so etwas geht leider nicht von heute auf morgen. Planungen und Baumaßnahmen brauchen Zeit, müssen mit verschiedenen Akteuren abgestimmt und von politischen Gremien abgesegnet werden, bei Planfeststellungsverfahren sind Einspruchsfristen einzuhalten. Und es geht auch nicht immer alles glatt, manchmal gibt es Verzögerungen. Baufirmen sind ausgelastet und geben keine Angebote ab, Ausschreibungen müssen mehrfach gestartet werden, die Bewilligung von Förderanträgen zieht sich hin – die Gründe können vielfältig sein. Aber wir können festhalten, dass die Region konsequent an der Verwirklichung des Vorrangnetzes arbeitet, die vereinbarten Standards einhält und auch die örtlichen ADFC-Gliederungen in die Planungen mit einbezieht, was diese in ihren Berichten regelmäßig lobend erwähnen. Manchmal gibt es eher Widerstand in Ortsräten, denen die Maßnahmen für den Radverkehr zu weit gehen, wie zum Beispiel in Garbsen-Meyenfeld, (die HannoRad berichtete).

Wenig Fortschritt an Landesstraßen

Mit Ausnahme der B 188 zwischen Uetze und Hülptingsen beziehen sich alle derzeit geplanten Maßnahmen auf Kreisstraßen, in denen die Region Hannover eigenständig planen und bauen kann. Mit Abschluss der jetzt geplanten Bauvorhaben wird das Vorrangnetz an den Kreisstraßen geschlossen sein, danach geht es dort nur noch um den Ausbaustandard, also die Verbreiterung bestehender Radwege.

Das Alltagsradwegenetz besteht aber nur zu 35 Prozent aus Kreisstraßen, zu 33 Prozent (256 Kilometer) sind Landesstraßen und 16 Prozent (126 Kilometer) Bundesstraßen betroffen. Und da befürchten wir, dass noch dicke Bretter zu bohren sind, denn bislang tut sich gerade an Landesstraßen wenig für den Radverkehr. Ohne Bezug zum Vorrangnetz hier nur einige Zahlen zum Vergleich: Im „Radwegekonzept 2016“ (ein neueres gibt es nicht) des Landes Niedersachsen mit insgesamt 144 Maßnahmen sind für die Region Hannover nur sechs Strecken mit insgesamt 22 Kilometern Radwege aufgeführt; von diesen landesweit 144 Strecken sind bislang nur 16 gebaut. Auf der Liste der geplanten Sanierungsmaßnahmen für die Jahre 2019/2020 standen gerade mal 14 Kilometer Radweg für die Region Hannover.

Wie wir letztens im Bereich Garbsen-Langenhagen oder schon vorher an der Wilkenburger Straße zwischen Wülfel und Hemmingen erleben mussten, finden diese Sanierungen leider auch nur in den alten, unzureichenden Breiten statt, Erweiterungen auf eine Breite von 2,50 Meter sind nicht vorgesehen, sie würden Planfeststellungsverfahren erfordern.

Eine konsequente Radverkehrsförderung sieht anders aus; hier haben wir als ADFC zusammen mit unserem Landesverband also noch viel Arbeit vor uns. Wir planen, das Thema in diesem Jahr konkreter anzugehen.

Annette Teuber

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