Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Region Hannover e. V.

ADFC-Fahrrradklima-Test 2024 - Ergebnisse für Niedersachsen

Der ADFC-Fahrradklima-Test wurde 2024 zum elften Mal durchgeführt – erstmals mit E-Mail-Verifizierung für verlässlichere Ergebnisse. Trotz höherer Zugangshürden nahmen bundesweit fast 213.000 Menschen teil, davon knapp 23.000 in Niedersachsen.

Hannover, Oldenburg und Nordhorn zählen auch in diesem Jahr wieder zu den fahrradfreundlichsten Kommunen in Niedersachsen. Der aktuelle ADFC-Fahrradklima-Test 2024 zeigt deutlich, wo Radverkehrsförderung erfolgreich ist – und wo weiterhin großer Handlungsbedarf besteht. Besonders erfreuliche Entwicklungen wurden in Celle, Neustadt am Rübenberge und Aurich festgestellt.

Trotz positiver Tendenzen bleibt das Sicherheitsgefühl vielerorts ausbaufähig. Schmale Radwege, schlechte Oberflächen und unzureichende Kontrollen von Falschparkern sorgen nach wie vor für Unzufriedenheit unter den Radfahrenden.

Zusatzbefragung zeigt Defizite im Miteinander

Erstmals wurde 2024 eine Zusatzbefragung zum „Miteinander im Verkehr“ durchgeführt. Die Ergebnisse fallen dabei deutlich kritischer aus als beim Hauptfragebogen: In Niedersachsen berichteten 76 Prozent der Teilnehmenden, dass sie im Straßenverkehr nicht mit ausreichend Abstand überholt werden. Positiver fiel die Bewertung lediglich beim Miteinander unter Radfahrenden selbst aus – 61 Prozent bewerteten dieses als gut.

Fahrradklima in Niedersachsen: Kleine Fortschritte, große Herausforderungen

Die Durchschnittsnote für Städte über 50.000 Einwohner:innen liegt in Niedersachsen bei 3,8 – eine leichte Verbesserung gegenüber 2022 (Note 3,91). Auch beim subjektiven Sicherheitsgefühl zeigt sich ein positiver Trend: Während 2022 noch 70 Prozent diesen Aspekt negativ bewerteten, sind es 2024 noch 61 Prozent. Dennoch bleibt das Sicherheitsgefühl eines der zentralen Problemfelder.

Das sind die fahrradfreundlichsten Städte in Niedersachsen

In der Kategorie der Großstädte (über 500.000 Einwohner:innen) belegt Hannover mit der Note 3,52 den zweiten Platz im bundesweiten Vergleich. Braunschweig erreicht mit einer Bewertung von 3,71 Platz 6 von 25 – und ist dabei die einzige niedersächsische Stadt in der Größenklasse zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner:innen.

Oldenburg (3,58) und Göttingen (3,61) belegen bundesweit die Plätze 3 und 4 in der Kategorie der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohner:innen. Bei den kleineren Städten glänzt besonders Nordhorn mit einer hervorragenden Note von 2,83 und dem 2. Platz unter 113 Städten bundesweit. Auch Celle (3,50) und Meppen (3,45) schneiden überdurchschnittlich gut ab.

Positive Dynamik in Aufholerstädten

Besonders deutlich verbessert haben sich Celle (−0,31), Neustadt am Rübenberge (−0,38) und Aurich (−0,33). Celle punktete mit verstärkter Fahrradförderung (Note 2,4), verbesserten Ampelschaltungen (3,8) sowie besseren Abstellmöglichkeiten (3,0). Auch in kleineren Kommunen wie Bassum (−0,39), Pattensen (−0,38) und Reppenstedt (−0,35) ist ein positiver Wandel erkennbar.

Was Radfahrenden besonders wichtig ist

Die Befragten legten besonderen Wert auf drei Aspekte – alle mit einem Prioritätswert von 0,91 (Skala 0 bis 1):

  • die gesellschaftliche Akzeptanz von Radfahrenden,
  • das subjektive Sicherheitsgefühl,
  • die Hindernisfreiheit der Radinfrastruktur.

Gleichzeitig wurden jedoch alle drei Bereiche mehrheitlich negativ bewertet. So äußerten sich 62 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren.

Stärken und Schwächen des Fahrradklimas in Niedersachsen

Positiv hervorgehoben wurden:

  • die Erreichbarkeit der Stadtzentren (Note 2,4; 0,4 besser als der Bundesschnitt),
  • die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung (2,5),
  • das altersübergreifende Radfahren (2,8; 0,3 über dem Bundesschnitt).

Als besonders problematisch wurden hingegen folgende Punkte eingestuft:

  • die Breite der Radwege (4,7),
  • der Zustand der Radwegoberflächen (4,6),
  • die Führung an Baustellen (4,6),
  • die Kontrolle von Falschparkern (4,6).

Im Bundesvergleich schneidet Niedersachsen vor allem bei der Erreichbarkeit der Zentren, dem zügigen Radfahren und dem generationsübergreifenden Radverkehr besser ab. Schwachpunkt bleibt weiterhin das Angebot an öffentlichen Fahrradverleihsystemen (−0,4 im Vergleich zum Bundesschnitt).

Einwohner:innenGewinnerinnen
über 500.000Hannover mit 3,52 (als Einzige) mit Platz 2 von 15 im Bundesvergleich
200.000 - 500.000Braunschweig  mit 3,71 (als Einzige) mit Platz 6 von 25 im Bundesvergleich
100.000 - 200.000Oldenburg mit 3,58 (von 6 Kommunen) mit Platz 3 von 42 im Bundesvergleich
50.000 - 100.000Nordhorn mit 2,83 (von 13 Kommunen) Platz 2 von 113 im Bundesvergleich
20.000 - 50.000Meppen mit 3,45 (von 59 Kommunen) Platz 11 von 429 im Bundesvergleich
Einwohner:innenAufholerinnen
über 500.000Hannover (0,11 Notenpunkte besser)
200.000 - 500.000Braunschweig (0,04 Notenpunkte besser)
100.000 - 200.000Osnabrück  (0,23 Notenpunkte besser)
50.000 - 100.000Celle(0,31 Notenpunkte besser)
20.000 - 50.000Neustadt am Rübenberge (0,38 Notenpunkte besser)
unter 20.000Bassum ( 0,39 Notenpunkte besser)

 

Rüdiger Henze, Landesvorsitzender des ADFC Niedersachsen sagt: „Wo konsequent in den Radverkehr investiert wird, verbessert sich das Fahrradklima – das zeigen Beispiele wie Celle oder Neustadt. Doch es braucht mehr als gute Wege: Rücksicht, Respekt und ein besseres Miteinander im Straßenraum sind ebenso entscheidend. Das Fahrrad muss als gleichberechtigtes Verkehrsmittel anerkannt und in Stadt und Land konsequent mitgedacht werden – in Politik, Verwaltung und Planung. Nur mit klarem politischem Willen, ausreichend Mitteln und dem gemeinsamen Engagement aller kann der Radverkehr zur echten Alternative werden – für Umwelt, Klima und unsere gemeinsame Zukunft.“

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst 2024 abgestimmt. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung jedoch hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.

Achtung:

Alle Ergebnisse sowie zahlreiche Erklärtexte gibt es auf www.fkt.adfc.de sowie www.niedersachsen.adfc.de

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